Erfolg: SP Wien hat unsere Rad-Forderungen übernommen!

Erfolg: SP Wien hat unsere Rad-Forderungen übernommen!

Das neue SP Wien Wahlprogramm 2020 macht den radelnden Wiener*innen ein großes Versprechen: den Radwegeanteil an der Gesamtverkehrsfläche Wiens auf 10% zu steigern! Momentan liegt er nur bei einem Prozent. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die SP Wien die Fahrrad-Forderungen von Platz für Wien exakt in ihr Wahlprogramm(S.53) übernommen – das ist ein erster großer Erfolg für die Bürger*innen-Initiative, die bereits 25.000 Unterschriften gesammelt hat.

Vergleich SP-Wahlprogramm und #PlatzFürWien

Das sagt das offizielle Wahlprogramm der SP Wien:

Der zweite Punkt übernimmt wörtlich die Forderungen 9-13 und Zeitziele von #PlatzFürWien.

Details dazu hier. Des Weiteren zeigt das vorliegende Wahlprogramm Überschneidungen mit zahlreichen anderen Forderungen der Initiative (siehe unten).

„Dass die SP unsere Radforderungen exakt übernommen hat, ist ein erster großer Erfolg für uns und unsere bisher 25.000 Unterstützer*innen! Nur muss die Partei, die aller Wahrscheinlichkeit nach auch 2021 wieder den Bürgermeister Wiens stellen wird, diese Versprechen rasch umsetzen. Wir haben dafür den passenden 10-Jahrs-Plan bereits vorgelegt.“, sagt Sprecherin Barbara Laa.

Was bedeuten 10% der Verkehrsfläche für Radwege?

Dieses Ziel im SP-Wahlprogramm ist ein höchst progressiver Vorstoß, der selbst die Forderungen von Platz für Wien übertrifft. Denn dafür müssten 1.464 Kilometer Radwege zusätzlich zum Bestand gebaut werden. Worauf begründet sich diese Zahl?

Die Verkehrsexpert*innen Barbara Laa und Ulrich Leth von der Technischen Universität Wien – beide sind Sprecher*innen der Initiative Platz für Wien – haben diese Ansage im Wahlprogramm des Wiener Bürgermeisters anhand der Wiener Verkehrsflächendaten in Kilometer umgerechnet. Die Berechnung stützt sich auf zwei Quellen der Stadt Wien: die Gesamtlänge der einzelnen Infrastrukturarten in der die Flächen für baulich getrennte Radinfrastruktur ausgewiesen sind. Fahrradstraßen, Radrouten, Einbahnöffnungen oder Mehrzweckstreifen stehen ja nicht ausschließlich dem Radverkehr zur Verfügung und sind auch im SP-Wahlprogramm nicht mitgemeint („Fahrradwegeanteil“).

Die Verkehrsfläche der Radwege (396.562 m²) durch die Länge (163,9 km; nur Radwege) ergibt eine durchschnittliche Breite von 2,4 m. Bei 10 % Fahrradwegeanteil errechnet Ulrich Leth auf 3.542.898 m², was bei der Breite von 2,4 m 1.464 km baulich getrennten Radwegen entspräche – zusätzlich zu den bestehenden 64 Kilometern.

Wichtig ist die präzise Betrachtung der Begrifflichkeiten: Denn das „Radverkehrsnetz“ laut Stadt Wien umfasst alle Straßen, wo es auf einer oder beiden Straßenseiten Anlagen für Radfahrende gibt bzw. wo Radrouten ausgeschildert sind oder Einbahnen geöffnet. Derzeit beträgt die Gesamtlänge dieses Radverkehrsnetzes in Wien circa 1.431 Kilometer. „Radwege“ wie im Wahlprogramm benannt sind davon jedoch nur 163,9 Kilometer, gemischte Geh- und Radwege sind 167,5 Kilometer lang.

„Das Ziel der SPÖ ist enorm ambitioniert und würde Wien in die Top-Liga der radfreundlichen Städte katapultieren: eine Steigerung des Radwegeanteils auf 10% an der Gesamtverkehrsfläche Wiens entspricht einer Verzehnfachung des Bestands an baulich getrennten Radwegen auf mehr als 1.400 Kilometer.“ so Ulrich Leth. „Bei ca. 2.800 km Straßennetz in Wien wäre das wirklich in jeder zweiten Gasse ein Radweg! Das ist jedenfalls deutlich mehr als unsere Forderung nach gesamt 410 km Radwege und Radschnellwegen.“, ergänzt Barbara Laa.

Was kann’s kosten?

Die Mindestkosten für einen Kilometer Radweg in Wien liegen bei 250.000 € / Kilometer, so Radverkehrsexperte Roland Romano von Radlobby Wien, der sich damit auf Zahlen der MA 28 stützt. Die Plattform Radkompetenz Österreich nimmt Durchschnittskosten von 500.000 € / Kilometer bei drei Metern Breite an.

Somit sind die geschätzten Kosten für die Umsetzung dieses Wahlversprechens, das Wiens Radverkehr sicher und komfortabel gestalten würde, zwischen 366 und 732 Millionen Euro für jene 1.464 Kilometer Radwege, die zu den von der SP Wien angestrebten 10% der Verkehrsfläche führen.

Wäre die Umsetzung des Wahlversprechens in einem 10-Jahres-Zeitfenster wie auch die von Platz für Wien geforderten Maßnahmen geplant, dann wäre also ein jährliches Radwegebaubudget von 37 bis 73 Millionen Euro nötig. Dieser Betrag ergäbe pro Kopf Ausgaben von mindestens 20 € jährlich, damit läge Wien im unteren Durchschnitt der radfreundlichen Städte. Zum Vergleich: Norwegens Hauptstadt Oslo gibt 70 Euro pro Einwohner und Jahr für den Radverkehr aus, das niederländische Utrecht gar 132 Euro (Quelle: Greenpeace).

Vergleich SP-Wahlprogrammund #PlatzFürWien-Forderungen

Zusätzlich zur wörtlichen Übernahme der fünf Radforderungen zeigt das vorliegende Wahlprogramm
Überschneidungen mit zahlreichen anderen Forderungen der Initiative:

  • SPÖ verspricht: „Programme für Radfahrkompetenz der Kinder“ = Platz für Wien Forderung 8: 800 zusätzliche Fahrradkurse für Volksschüler*innen anbieten 
  • SPÖ verspricht: „bessere Ampelschaltungen für Radfahrer*innen“ = Platz für Wien Forderung 15: 500 fuß- und radfreundliche Ampelschaltungen
  • SPÖ verspricht: „Ausbau des Citybike-Systems“ = Platz für Wien Forderung 18: 125 Stationen für öffentliche Leih-Fahrräder
  • SPÖ verspricht: „Mit sogenannten Super-Grätzln sollen vorrangig Straßen rund um Bildungseinrichtungen verkehrsberuhigt werden.“ = Platz für Wien Forderung 6: 350 autofreie Schulvorplätze einrichten 
  • SPÖ verspricht: „mehr verkehrsberuhigte Zonen“ = Platz für Wien Forderung 6 + 1: 100 verkehrsberuhigte Wohngebiete mit hoher Aufenthaltsqualität 
  • SPÖ verspricht: „ Ausbau sowie die Verbesserung der Begegnungszonen“ = Platz für Wien Forderung 2: 60 Kilometer Fußgängerzonen bzw. Begegnungszonen
  • SPÖ verspricht: „4.500 neue Stadtbäume jährlich“ = Platz für Wien Forderung 4: 15.000 Bäume im Straßenraum pflanzen
  • SPÖ verspricht: „Baumneupflanzungen und Sitzgelegenheiten werden nachgerüstet“ = Platz für Wien Forderung 5: 10.000 Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum errichten.

Das Generalziel im SP Wien Wahlprogramm ist sehr ambitioniert: „Wien will Klimamusterstadt der Welt werden“ und deckt sich mit der #PlatzFürWien-Forderung nach Klimagerechtigkeit der Wiener Verkehrspolitik. Die Flächenvergeudung durch Parkplätze im öffentlichen Raum wird durch deren Reduktion bekämpft: