Ulli Simas Etikettenschwindel beim Radwegebauprogramm: 5 statt 17 km

Ulli Simas Etikettenschwindel beim Radwegebauprogramm: 5 statt 17 km

Verkehrsstadträtin Ulli Sima hatte die „größte Radweg-Offensive Wiens“ angekündigt und von 17 Kilometern Radwegen gesprochen. PlatzFürWien-Sprecher und TU-Verkehrswissenschafter Ulrich Leth hat das Bauprogramm analysiert und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis, das kaum das von der SPÖ Wien lancierte Etikett „Mega“ verdient.

Denn in lediglich 17 der 44 von Verkehrstadträtin Ulli Sima angekündigten Projekte werden tatsächlich dort neue Radwege gebaut, wo es bisher noch keine gab. „Diese Projekte machen in Summe nur 5,2 Kilometer aus, also nicht einmal ein Drittel des gesamten Bauprogramms. Das sind nicht mehr Kilometer als im vergangenen Jahr gebaut wurden.“, rechnet Ulrich Leth vor.

Woher kommen also die Superlative?

Denn es wären 30 km neue Radwege und 11 km Radlangstrecken pro Jahr nötig, um das Wahlkampfversprechen der SPÖ Wien einzulösen, die unsere PlatzFürWien Forderungen übernommen hatte. Das als „Mega“ etikettierte Radwegebauprogramm liegt also deutlich hinter den Erfordernissen einer klimagerechten #Verkehrswende zurück, denn was als #RadliebeWien vermarktet wird, beinhaltet statt der kommunizierten „17 km Radwege“ u.a.:

  • 3,3 km Radrouten, radfreundliche Straßen, geöffnete Einbahnen etc., die keine Radwege sind,
  • 3,6 km Verbreiterungen von bestehenden Radwegen, die zwar dringend nötig sind, aber keine Lücken schließen,
  • 1,3 km Befestigung eines bereits existenten Feldweges, der in Aspern liegt,
  • 0,7 km Radfahren auf Busspuren, was nicht den Qualitätsanforderungen an eine Hauptradroute entspricht.

Wir werden also Ulli Sima bei unserem Gespräch am 31.3. fragen müssen, warum hier keine deutlichen Steigerungen in ihren Bemühungen für eine sogenannte „Klimamusterstadt“ (SPÖ Wien) erkennbar sind. Und warum die tödliche Radunfallstelle in der Breitenfurterstraße nicht unter den Baumaßnahmen ist.

Radverkehr sollt niemals dem Fußverkehr Platz wegnehmen

Einige Projekte des Radbauprogramms, wie die Verbreiterung des Erdberger Stegs oder die Baumaßnahmen auf der Kagraner Brücke, führen zu Verbesserungen für den Fußverkehr, der dort vom Radverkehr getrennt wird. Bei deutlich mehr Bauvorhaben werden Radverkehrsflächen aber zulasten der Fußgänger*innen errichtet.

  • Entlang der Lassallestraße wird der bestehende Radweg zum „Mega-Radhighway“, indem er teilweise auf den Gehweg ausgeweitet wird. Fußgänger*innen müssen dort dann entlang der Hausfassaden gehen, auch wenn an anderen Stellen zusätzlicher Gehsteig geschaffen wird.
  • Auch in der Pötzleinsdorfer Straße wird aus dem bestehenden Gehsteig ein gemischter Geh- und Radweg – eine Verbesserung für Radfahrende, aber neues Konfliktpotenzial mit dem Fußverkehr.
  • In der Schelleingasse soll zum Erhalt der Schrägparkplätze der Gehsteig verschmälert werden.
  • Und in der Linken Wienzeile entfällt der Wienfluss-seitige Gehsteig komplett zugunsten eines breiteren Radwegs.

Bildquelle: zoomvp.at/Mobilitätsagentur Wien